Pfarrkirche in Berge
Das Gut Berge kam schon vor 1420 in den Besitz der Alvensleben in Calbe/Milde. 1580 errichtete Hans Clamor v. Alvensleben (1560-1606) in Berge einen Rittersitz. Er wurde in der dortigen Kirche beigesetzt. Nach seinem Tode ließ die Witwe, Sophia v. Klencke (+1631), die Kirche neu erbauen und reich ausstatten. Udo v. Alvensleben-Wittenmoor beschreibt das Bauwerk wie folgt:
„Die gut ausgezierte Kirche hat sich glücklicherweise in ihrer ursprünglichen Schönheit erhalten und bildet das letzte Erinnerungsmal an die Alvensleben, die Berge über 400 Jahre besessen und 230 Jahre als Sitz bewohnt haben. Es ist eine schlichte Feldsteinkirche. Wahrscheinlich wurden Teile ihrer Vorgängerin verwendet, aus der noch Reste eines spätgotischen Altarschreins gerettet sind. Mit hoher Spitze erhebt sich ein Fachwerkturm über dem Westgiebel. Eine Findlingsmauer mit wuchtigen Stützpfeilern umgibt den Kirchhof, dessen Eingangspforte eine mächtige Linde beschattet. Das Renaissanceportal der Kirche, geschmückt mit dem Medusenhaupt, Rollwerk und Obelisken, trägt das Doppelwappen der Erbauerin; Alvensleben-Klencke, und die Jahreszahl 1609.
Überraschend reich wirkt das Innere. Die hölzerne Decke, die ein gotisches Tonnengewölbe vortäuscht, ist in Temperafarben mit Aposteln, Evangelisten und Engeln bemalt, unter deren einem man das Bildnis der Sophia v. Klencke zu erkennen glaubt. Das der runden Holzdecke aufgelegte Rippennetz war im 17. Jahrhundert besonders im Magdeburgischen beliebt und kommt beispielsweise in den Kirchen der Schulenburgs und Asseburgs in Altenhausen, Ampfurt und Schermcke vor.
Eine Darstellung des jüngsten Gerichts mit Anklängen an Michelangelo an der Westwand über der Orgel trug der Kirche zu Berge die euphemistische Bezeichnung einer ‚Sixtinischen Kapelle der Altmark’ ein. Die gesamte Spätrenaissance-Ausstattung, bis auf Herrschaftsstuhl und Orgelprospekt, hat sich erhalten: in reicher Schnitzerei und Bemalung der Altar, die eingebaute Sakristei, die Kanzel, daran die Wappen der Alvensleben, Klencke, Münchhausen und Saldern, Mäzenatengeschlechter der niedersächsischen Renaissance. Anstelle eines Taufengels schwebt ein kunstvoller Baldachin, ein ausgewiesenes Werk Münstermanns, von der Decke herab. Der Taufstein aus Sandstein und Alabaster, den Dehio als ein vortreffliches Werk bezeichnet, wird Jürgen Röttger in Braunschweig zugeschrieben, der viel für die Alvensleben gearbeitet hat.
An der inneren Nordwand befindet sich der Kindergrabstein von Hans Clamors Söhnchen, Ludolf, gest. 1597, daran die gleichen Ahnenwappen wie an der Kanzel. Zur Errichtung eines Epitaphs für Hans Clamor und seine Gemahlin ließen es Krieg und Vermögensverfall, wie es scheint, nicht mehr kommen.“
Über den Kindergrabstein schreibt Hildebrandt (1868, S. 70):
„Vor dem Altar liegt der Leichenstein eines Sohnes von Hans Clamor von Alvensleben. Derselbe zeigt in der Mitte die Figur des Kindes mit über der Brust zusammengelegten Händen, in den Ecken begleitet von den Wappen der Familien v. Alvensleben, v. Klenke, v. Münchhausen, v. Saldern.
Die oben links beginnende Umschrift lautet:
LUDOLPH VON ALVENSCHLEVE : HANS CLAMERS SELIGERN SON IST GEBORN AO 1595 : DEN 13. JULY VND SELIGLICH : GESTORBEN AO. 1597 DEN 10. FEBR. DER SELEN GOTT GNEDIG. :“
Das früh gestorbene Kind war der zweite Sohn von zehn Geschwistern, von denen neun in jungen Jahren starben.
Alte Linde an der Kirche in Berge
Literatur
- Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Gütern. Band III, Berlin 1829, S. 20-22.
- Ad. M. Hildebrandt: Die Grabsteine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark. Gardelegen 1868, S. 70.
- Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Grabmäler der Herren v. Alvensleben. Unveröffentlichtes Manuskript 1957, 32 S.
- Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Chronik der altmärkischen Burg Calbe an der Milde. Unveröffentlichtes Manuskript 1920-1960, S. 237-241 – veröffentlicht unter dem Titel: Die Alvensleben in Kalbe 1324-1945, bearbeitet von Reimar v. Alvensleben, Falkenberg August 2010 (180 S), S. 147-150.