Johanniterorden

Der Johanniterorden blickt auf eine über 900jährige Geschichte zurück. Er entstand im Jahre 1099 durch die Einrichtung eines Hospitals einer christlichen Bruderschaft in Jerusalem. Dessen Gründer, Meister Gerhard stellte den Orden unter folgenden noch heute gültigen Leitgedanken:

„Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist – und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen“.

Unter Johanniterorden (Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem) versteht man heute die evangelische Ordensgemeinschaft, die 1538 aus der Ballei Brandenburg des Ritterordens der Johanniter oder Hospitaliter hervorging, der wiederum auf ein bereits einige Jahrzehnte vor dem Ersten Kreuzzug von italienischen Kaufleuten in Jerusalem gestiftetes Hospital zum Heiligen Johannes zurückgeht. In Deutschland hatte die Balley Brandenburg (mit Sitz ursprünglich in Sonnenburg) schon seit dem Vertrag von Heimbach (1382) einen weitgehend autonomen Status. Nach dem Übertritt des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg zur Lutherischen Lehre im Jahre 1538 war dieser Zweig, im Unterschied zum katholisch gebliebenen Ordensteil, dem heutigen Malteserorden, protestantisch. 1811 wurde der Johanniterorden in seiner Form als Ritterorden zunächst aufgelöst und als preußischer Verdienstorden weitergeführt. Im Jahr 1852 wurde er in Kontinuität zur Balley durch die noch lebenden Ritter als evangelischer Zweig des Ritterordens fortgesetzt.  Heute ist der Orden einer der großen modernen Wohlfahrtsverbände, der zahlreiche soziale Einrichtungen betreibt. Er wird von etwa 4000 Johanniter-Rittern getragen, die in regionalen Genossenschaften organisiert sind (www.johanniterorden.de).

Im Laufe der Jahrhunderte gehörten dem Johanniterorden bisher über 87 Mitglieder der Familie v. Alvensleben an, die in der nachstehenden Liste aufgeführt sind. Dabei stehen die Abkürzungen ER bzw. RR für Ehrenritter bzw. Rechtsritter.  Dem Malteserorden gehört heute ein Mitglied an (Sophie, Haus Wittenmoor, Ehren- und Devotionsdame seit 2019 ).

Johanniter-Ritter aus der Familie v. Alvensleben

Nr

Vornamen

Haus

Geb-Jahr

Gest.

ER seit

RR seit

 

1

Busso V.

Calbe

urk 1393

1432

 

 

Herrenm. 1419-26,
Komtur Werben

2

Ludolf V.

Rogätz

urk 1461

1503

 

 

Komtur zu Wietersheim

3

Friedrich Adam

Isenschnibbe

1666

1720

 

1704

 

4

Gebhard Johann V.

Erxleben I

1701

1747

 

1731

 

5

Friedrich August I

Erxleben I

1703

1787

 

1762

 

6

Philipp Carl

Hundisburg

1745

1802

 

1785

 

7

Friedrich August II

Erxleben I

1750

1813

 

1790

 

8

Valentin Joachim

Isenschnibbe

1752

1827

 

1790

Komtur Werben

9

Johann August Ernst

Erxleben II

1758

1827

1812

 

Verdienstorden

10

Gebhard Johann Achaz

Randau

1764

1840

 

1795

 

11

Ludwig GeorgAdolf

Hundisburg

1767

1811

 

1800

 

12

Gebhard Johann

Eichenbarleben

1773

1856

1816

 

Verdienstorden

13

Werner

Rogätz

1775

1807

1792

 

 

14

Joachim

Neugattersleben

1776

1805

1792

 

 

15

Johann Friedrich Carl

Schochwitz

1778

1831

 

1800

 

16

Ludwig Alexander

Zichtau

1778

1842

1812

 

Verdienstorden

17

Karl Wilhelm

Calbe

1779

1838

1813

 

Verdienstorden

18

Ferdinand

Redekin

1782

1862

1819

 

Verdienstorden

19

Johann Friedrich Carl

Zichtau

1783

1851

1812

 

Verdienstorden

20

Eduard

Redekin

1787

1876

1825

 

Verdienstorden, ER

21

Busso

Zichtau

1792

1879

1827

 

Verdienstorden, ER

22

Albrecht

Erxleben II

1794

1858

1816

 

Verdienstorden

23

FriedrichWilhelmAugust

Isenschnibbe

1798

1853

1827

 

Verdienstorden, RR

24

Gebhard

Woltersdorf

1798

1867

1840

 

Verdienstorden, RR

25

Gebhard Ludwig

Eichenbarleben

1800

1864

1839

1856

Verdienstorden, RR

26

Ludolf

Erxleben II

1801

1832

1827

 

Verdienstorden

27

Ferdinand

Erxleben I

1803

1889

1844

 

Verdienstorden, ER

28

Louis

Hundisburg

1803

1884

1844

 

Verdienstorden, ER

29

Werner LudwigEduard

Neugattersleben

1805

1869

1858

 

ER

30

Udo Gebhard Ferdinand

Erxleben II

1814

1879

1856

1860

RR

31

Gebhard

Calbe/Gohlis

1816

1895

1871

 

ER

32

Udo

Schollene

1823

1910

1885

 

ER

33

Eduard

Redekin

1823

1886

 

 

RR

34

Gebhard Nikolaus

Woltersdorf

1824

1909

1870

1874

RR

35

Werner Gebhard Louis

Rodehlen

1832

1910

1867

1884

RR

36

Friedrich Johann

Erxleben I

1836

1913

1894

 

ER

37

Alfred

Redekin

1837

1909

1867

1890

RR

38

Anton

Redekin

1837

1902

1890

 

ER

39

Friedrich Werner

Erxleben I

1838

1912

1875

 

ER

40

Werner Ludwig Alvo

Neugattersleben

1840

1929

1880

1890

RR

41

Friedrich Gebhard

Erxleben I

1843

1906

1892

 

ER

42

Ludwig Georg Heinrich

Rusteberg

1844

1915

1879

1890

RR

43

Gebhard GeorgLouis

Neugattersleben

1844

1923

1882

 

ER

44

Gebhard

Eichenbarleben

1847

1906

1892

 

ER

45

Albrecht

Erxleben II

1848

1928

1884

1890

RR

46

Friedrich Albrecht

Erxleben I

1850

1919

1896

 

ER

47

Werner Constantin

Eichenbarleben

1851

1896

1888

 

ER

48

Ludolf

Wittenmoor

1852

1923

1884

1894

RR

49

Joachim

Falkenberg

1856

1932

1891

1900

RR

50

Benno Walter

Calbe

1861

1907

1898

 

ER

51

Werner

Rodehlen

1862

1937

1915

 

ER

52

Friedrich Ludolf

Erxleben I

1863

1926

1908

1920

RR

53

Gebhard

Neugattersleben

1871

1956

1912

1931

RR

54

Joachim

Neugattersleben

1872

1914

1913

 

ER

55

Alkmar

Schollene

1874

1946

1915

1935

RR

56

Udo

Neugattersleben

1875

1914

1914

 

ER

57

Albrecht

Erxleben II

1879

1945

1913

1922

RR

58

Ludolf

Calbe

1882

1971

1914

 

ER

59

Gebhard

Glauchau

1884

1960

1916

 

ER

60

Achaz

Woltersdorf/
Möckmühl

1888

1976

1920

 

ER

61

Udo

Redekin

1889

1963

1920

1931

RR

62

Ferdinand

Rodehlen

1893

1943

1925

 

ER

63

Friedrich Johann

Erxleben I

1895

1950

1933

 

ER

64

Udo

Wittenmoor

1897

1962

1936

 

ER

65

Wichard

Tankow

1902

1982

1933

1958

RR

66

Hubertus

Glauchau

1909

1962

1936

 

ER

67

Ludolf

Rodameuschel

1910

1982

1951

1966

RR

68

Alvo

Glauchau

1921

2011

1962

1993

RR

69

Ludolf

Calbe

1922

1995

1950

1971

RR

70

Alvo

Redekin

1924

1992

1960

 

ER

71

Busso

Erxleben I

1924

1996

1949

 

ER

72

Busso

Falkenberg

1928

2009

1976

 

ER

73

Joachim

Sülldorf

1934

2020

1968

1976

RR

74

Alvo

Sülldorf

1939

 

1971

1982

RR

75

Reimar

Falkenberg

1940

 

1985

 

ER

76

Busso

Wittenmoor

1949

 

1976

1990

RR

77

Alvo

Rodameuschel

1950

 

1986

2021

RR

78

Albrecht-Sylvester

Erxleben II

1954

 

1984

 

ER

79

Busso

Calbe

1957

 

1996

2018

RR

80

Konstantin

Erxleben II

1957

 

2010

 

ER

81

Ferdinand

Rodehlen

1960

 

2000

 

ER

82

Ludolf Andreas

Calbe

1960

2001

1993

 

ER

83

Constantin

Sülldorf

1962

 

1996

2015

RR

84

Albrecht

Sülldorf

1965

 

1999

 

ER

85

Albrecht

Falkenberg

1968

 

2000

 

ER

86

Alkmar

Rogätz

1983

 

2018

 

ER

87

Volker

Rogätz

1955

 

2018

 

ER

Die Wappen in der Johanniterkirche in Sonnenburg (poln. Slonsk)

In der Johanniterkirche und im Schloß in Sonnenburg bei Küstrin sollen sich bis 1945 etwa 1300 Wappentafeln von Johannitterrittern befunden haben, die zwischen 1660 und 1942 gemalt und an den Wänden und Säulen angebracht wurden. Sie wurden 1945 zusammen mit dem Sonnenburger Archiv nach Warschau gebracht. 1988 verkaufte man 1140 Tafeln ins westliche Ausland, die schließlich als „Sonnenburg-Collection“ nach Stockholm gelangten, um von dort weiterverkauft zu werden.

In den Kellern des Königsschlosses in Warschau fand man später weitere 140, z.T. stark beschädigte Tafeln. Von diesen restaurierte man 1998 neun Tafeln, die zunächst in das Museum in Landsberg/Warthe kamen und inzwischen wieder ihren Platz an den Säulenpfeilern der Johanniterkirche in Sonnenburg erhielten. Darunter befinden sich zwei Tafeln, die aus der Familie v. Alvensleben stammen, und zwar von Friedrich Adam a.d.H. Isenschnibbe (1666-1720) und Gebhard Johann V. a.d.H. Erxleben I (1701-1747).

In der „Sonnenburg-Collection“ in Stockholm befanden sich drei weitere Tafeln aus der Familie v. Alvensleben, und zwar von Friedrich August-Erxleben I (1703-1787), Georg-Hundisburg (1767-1811) und Graf Albrecht v. Alvensleben-Schönborn (1848-1928). Ihr Verbleib ist unbekannt.

Eine größere Zahl von Tafeln, die in Polen geblieben sind, bleibt verschollen, darunter die Herrenmeistertafeln von Friedrich v. Alvensleben (urk. 1301-12), dem letzten Meister des Templerordens in Deutschland, und von Busso V. v. Alvensleben (urk. 1393-1432). Dessen gemaltes Wappen im Deckengewölbe der Johanniterkirche in Sonnenburg s. unten.

Petschaft von Graf Albrecht v. Alvensleben-Erxleben (1794-1858)

Literatur:

  • C. Mund: Alphabetisch geordnetes Vereichnis der in der Johanniter-Ordenskirche zu Sonnenburg vorhandenen Wappentafeln nebst historischen und genealogischen Anmerkungen. Küstrin 1869.
  • Riddarvappen fran Sonnenburg. Ett Aterfunnet Krigsbyte. En Utställning i Samproduktion mellan Statens Historiska Museum och Riddersbergs Säteri. (Begleitheft zur Ausstellung der Wappentafeln aus Sonnenburg in Stockholm), 1991 (99 S.)
  • Blazej Skazinski: Das Schicksal der Johanniterdenkmäler. In: Die Johanniter und ihr Herrenmeister Johann-Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679). Gorzow Wlkp. (Landsberg/Warthe) 2006, S.169-173.
  • Reimar v. Alvensleben: Friedrich v. Alvensleben. Letzter Meister des Templerordens in Alemanien und Slawien. Falkenberg bei Fürstenwalde, Oktober 2007 (24 S.).
  • Reimar v. Alvensleben: Identifizierung der Herrenmeisterwappen im Deckengewölbe der Johanniterkirche in Sonnenburg. Falkenberg 2011. veröffentlicht in: Oststernberger Heimatbrief 1/2013, S. 22-28.