Das Mordkreuz zu Hundisburg

Am Ausgange von Hundisburg an der Straße nach Groß-Rottmersleben nicht weit vom Hospital steht ein altes steinernes Mordkreuz. Von diesem wird erzählt, dass hier einst eine Mordtat geschehen sei. Busso von Alvensleben und ein Herr von der Asseburg verfolgten beide einen starken Hirsch. Gleichzeitig trafen beide am verendeten Tier zusammen. Nun entspann sich ein Streit, wer den Hirsch erlegt habe. Da erhob der von Asseburg seinen Jagdspeer und durchbohrte seinen Weidgenossen. Als  Buße für diese Untat musste der Mörder 2000 Taler zahlen. Die Summe wurde noch von Ludolf von Alvensleben um 1000 Taler erhöht und davon wurden die beiden Hospitäler zu Hundisburg und Gatersleben (Neugattersleben) gestiftet. Noch heute finden in Hundisburg arme alte Leute Unterkunft und Beköstigung in dem dortigen Hospitale. Außerdem wird von dem Kapital die Kleinkinderschule unterhalten und die Gemeindeschwester besoldet.

Quelle:
Kantor Bock, Heimatkunde des Kreises Neuhaldensleben, 1920, S.227.

Anmerkung zum historischen Kern:
Busso v. Alvensleben war der zweite Sohn von Ludolf X. v. Alvensleben (1511-1596). Er wurde 1553 geboren und am 6.11.1576 getötet – allerdings nicht bei Hundisburg, sondern in Walhausen (Thüringen) nach einem Streit während einer Feier auf dem Schloss der Asseburg. Der zweite Teil der Sage ist historisch belegt: Die Asseburgs mussten nach einer sehr aufwendigen Gerichtsverhandlung eine Buße von 2000 Talern zahlen, die der Vater des Opfers um 1000 Taler erhöhte und für die o.g. Zwecke stiftete (Quelle: Wohlbrück III, S. 31-34). Das Grabmal des Erschlagenen befindet sich noch in der Kirche von Neugattersleben.

Eine etwas andere Version der Sage lautet wie folgt:

Das Steinkreuz von Hundisburg

Am Wege von Hundisburg nach Rottmersleben stand ursprünglich ein Steinkreuz, das später in den Ort versetzt und schließlich zum Kilometerstein umfunktioniert wurde. Einst befanden sich Busso von Alvensleben und ein Herr von der Asseburg auf der Jagd. Sie hatten beide auf einen starken Hirsch geschossen, den sie bis zu seinem Zusammenbruch verfolgten. An der Lagerstelle des Tieres kam es zum Streit zwischen beiden, weil jeder glaubte, dass der tödliche Schuß von ihm abgegeben worden sei. Plötzlich erhob der etwas jähzornige Asseburger seinen Jagdspeer und durchbohrte seinen Waidgenossen Busso von Alvensleben damit. Zur Sühne mußte er das Kreuz errichten lassen. Außerdem mußte er aber auch 2000 Taler Strafgeld an die von Alvensleben zahlen. Den Betrag erhöhte Ludolf von Alvensleben um weitere 1000 Taler und stiftete dafür die beiden Hospitäler von Hundisburg und Gatersleben.In dem Vertrag über diese Sühne wurde aber auch festgelegt, daß die von Asseburg von jeder Taufe, Hochzeit, Trauerfeier oder jeder anderen Zusammenkunft zu weichen hatten, wenn auch Angehörige der Familie von Alvensleben anwesend waren.

Quelle: Walter Saal: Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, Merseburg 1992