Marienkirche in Beeskow
und Cottbuser Oberkirche
Gebhard XXIII. v. Alvensleben (1584-1627) war von 1613-1625 Amtshauptmann von Beeskow und Storkow und danach bis zu seinem plötzlichen Tod Amtshauptmann von Cottbus und Peitz. Zwischen 1619 und 1622 starben seine Schwester Margarethe (1583-1620), die bei ihm wohnte, und vier Töchter, Christina Lucia (1617-1619), Helena Margaretha (1620-1621), Helena Christina (1621) und Eva (1622). Sie wurden in der Marienkirche in Beeskow vor dem Altar beigesetzt. Die Grabsteine wurden 1912 unter dem Kirchenfußboden wiederentdeckt (Tägliches Kreisblatt für Beeskow-Storkow vom 19.12.1912) und im Chor der Kirche aufgestellt. Nach der Zerstörung der Kirche 1945 waren sie zunächst verschollen. Im Zuge der Aufräumungs- und Wiederaufbauarbeiten konnten jedoch einige Fragmente der Steine geborgen und anläßlich des 500jährigen Kirchenjubiläums 2011 restauriert und wieder aufgestellt werden. Erhalten blieben Vorkriegs-Bilder des Steins der Margaretha und von drei Kindergrabsteinen im Bildarchiv Foto Marburg. Weitere Fotos befinden sich im Brandenburgischen Landesdenkmalamt. Die Steine wurden auch schon im Kreiskalender für den Kreis Beeskow-Storkow 1914 abgebildet.
Gebhard wurde nach seinem Tode in der Oberkirche in Cottbus beigesetzt, wo sich sein Grabstein noch heute befindet (siehe unten).
Grabstein für Margaretha v. Alvensleben
geb. 1582, gest. 10.11.1620
Der Stein ist eine besonders feine Darstellung der Verstorbenen in Lebensgröße mit 16 Ahnenwappen und der Inschrift:
Anno 1620 den 10. Novemb ist die Edle Viel Ehrentugendreiche Jungfer Margareta v. Alvensleben des weilandt Edlen Gest. und Eh(renvesten Herren Gebhard v. Alvensleben) Fürstl. Ertzbischof Magd Landt Radt auff neven Gattersleben Calbe in Werder Friedeburg und Renden erbgesessen Eheleiblich Tochter in Gott shelig entschlaffen ihres Alters 38 Jahr derer Sehlen Gott genedig sey.
Auf ihrem Kopf ist eine Totenkrone zu sehen – als Zeichen dafür, dass sie als unverheiratete Frau gestorben ist. Mehr über den Totenkronenbrauch findet sich in dem Buch von Sylvia Müller (2007).
An den Seiten befinden sich 16 Ahnenwappen:
- Väterliche Ahnenwappen (links): 1. Alvensleben, 2. Bartensleben, 3. Bülow, 4. Wenden, 5. Hardenberg, 6. Cramm, 7. Schulenburg, 8. Veltheim
- Mütterliche Ahnenwappen (rechts): 1. Pentz, 2. Schulenburg, 3. Plessen, 4. Quitzow, 5. ?, 6. Bodendieck, 7. ? , 8. Schulenburg
Die Angaben sind nach dem heutigen genealogischen Kenntnisstand nicht ganz korrekt. Auf der väterlichen Seite müsste bei der Nr. 6 statt Cramm das Wappen der Haus stehen (siehe auch Grabstein des jüngeren Bruders Kuno v. Alvensleben an der Schlosskirche Wittenberg). Auf der mütterlichen Seite konnten die Wappen Nr. 5 und 7 nicht bestimmt werden. Laut Genealogie müssten es die Wappen Wittorf und Buchwaldt sein. Diese sehen jedoch anders aus als die Wappen auf dem Grabstein.
Grabstein für Christina Lucia v. Alvensleben
geb. April 1617, gest. 4.1.1619
Der Stein zeigt das Kind im Kleid mit Kragen und der Inschrift:
Anno 1619 den 4. Januar ist in Got sehlig entschlaffen Christina Lucia von Alvenßleben des Edlen ………Gebhardt v. Alvenßleben der Herrschaften Beßkaw undt Storkaw Hauptman Ehleibliche Tochter Ihres Alters Ein Jahr und 38 Wochen Derrer Seelen Gott Genedig Sey.
Wie auf dem vorherigen Grabstein ist auf dem Kopf des Kindes eine Totenkrone zu sehen.
Die acht Ahnenwappen beziehen sich:
- väterlicherseits (links) auf die Familien: 1. Alvensleben, 2. Pentz, 3. Bartensleben, 4. Schulenburg
- und mütterlicherseits (rechts) auf die Familien: 1. Dieskau, 2. Pflug, 3. Pflug, 4. Ebeleben
Grabstein für Helena Margaretha v. Alvensleben
geb. 30.5.1620, gest. 16.7.1621
Der Stein stellt das Mädchen mit senkrecht gefalteten Händen im Kleid mit Kragen dar. Auf ihrem Kopf befindet sich ebenfalls eine Totenkrone. Die Inschrift lautet:
Anno 1621 den 16. Julii ist in Gott dem Herrn selichen entschlafen die edle und viel ehrentugendsame Jungfer Helena Margaretha, von Alvenssleben, ihres Alters 1 Jahr, 7 Wochen 5 Tage welcher Seelen Gott gnade und ihr am jünsten Ta: eine fröl: Auferste: U: W.
Die Ahnenwappen beziehen sich
- väterlicherseits (links) auf die Familien: 1. Alvensleben, 2. Pentz
- und mütterlicherseits (rechts) auf die Familien: 1. Dieskau, 2. Pflug
Das Bild ist ein Ausschnitt eines Fotos der 1945 zerstörten Kreuzigungsgruppe im Chor der Marienkirche, neben der die Grabsteine von Helena Margaretha und Christina Lucia aufgestellt waren. Ein um 1914 aufgenommenes Foto des gesamten Grabsteins befindet sich im Fotoarchiv des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Grabstein für Helena Christina v. Alvensleben
geb. 12.11.1621, gest. 14.12.1621
Auf dem Stein ist das Kind mit vier Ahnenwappen dargestellt, am Rand mit der Inschrift:
Anno 1621 den 14. Decemb ist in Gott dem Herren Sehligen entschlaffen die Edle undt Viel Ehrentugendsamp Jungfer Helena Christina von Alvensslepen Ihres Alters 4 Wochen und 5 Tage Welcher Seelen Gott Genade und ihr am Jüngst. Tage eine fröl. Auferst. vorleih W.
Über dem Kopf des Kindes die Inschrift:
In Cant: Der Todt ist Mein Schlaf worden
(aus dem Lied „Mit Fried’ und Freud’ ich fahr’ dahin“, Str. 1, von Martin Luther, Wittenberg 1524)
Der Tatbestand, dass hier ein Luther-Zitat verwendet wird, deutet darauf hin, dass der Vater, Gebhard v. Alvensleben, im damaligen Streit zwischen Calvinisten und Lutheranern in Beeskow die lutherische Seite unterstützt hat.
Die Ahnenwappen sind die gleichen wie auf dem vorherigen Grabstein.
Grabstein für Eva v. Alvensleben
geb. 1622, gest. 6.12.1622
Der Stein ist dem vorherigen Stein der Helena Lucia sehr ähnlich. Er zeigt das betende Kind, mit senkrecht gefalteten Händen, den vier Ahnenwappen und mit der Umschrift:
Anno 1622 den 6. Decemb ist in (Gott) dem Hern sehlichen entschlaffen die edle vndt tvgentsame Ivngffer Eva von (Alvensleben …………….) der Seelen Gott Genade vndt ihr am Ivngsten Tage eine frohliche Avferstehvng verleihen wolle.
Die Altersangabe ist auf dem Foto nicht lesbar. Über dem Kopf des Kindes die Inschrift:
Psalm 4 Ich liege vndt schlaffe gantz mit Frieden.
Das Bild ist dem Kreiskalender für den Kreis Beeskow-Storkow 1914, S. 94 entnommen. Es ist vermutlich das einzige erhaltene Bild dieses Steines, leider nicht in der Qualität der anderen Bilder.
Grabdenkmal für Gebhard v. Alvensleben
in der Cottbuser Oberkirchen
Geb. 1584, gest. 1627
Das Grabdenkmal mit 16 Ahnenwappen wird von E. Schmidt (1938) wie folgt beschrieben:
In der Mitte des Chorumganges sehen wir an der Wand ein zwei Meter hohes Epitaph aus Sandstein, das den Amtshauptmann Gebhard von Alvensleben in voller Lebensgröße plastisch darstellt. Er ist in reich verzierter ritterlicher Rüstung, den Kommandostab in der Hand, geschmückt mit der Feldbinde, den langen Degen an der Seite, der Helm steht zwischen den Füßen.
Rings herum läuft eine Inschrift:
Im Jahre Christi 1627 ist den 6. Juny abendts zwischen 9 und 10 Uhr im Herren seelig entschlafen der Wohledle Gestrenge und veste Herr Gebhard von Alvensleben Churfürstlicher Durchl. zu Brandenburg Bestellter Hauptmann der Aempter Cottbus und Peitz Seines Alters 42 Jahr undt 11 Wochen dessen Seele in Gott ruhet, der Leichnam …… Tage. Eine fröhliche Auferstehung zum Ewigen Leben. Amen.
Die Ahnenwappen sind die gleichen wie die auf dem Grabstein seiner Schwester Margarethe in der Marienkirche in Beeskow (siehe oben).
Literatur
- Tägliches Kreisblatt für den Kreis Beeskow-Storkow vom 19.10.1912.
- Erich Brückner: Die St. Marienkirche zu Beekow. In: Kreiskalender für den Kreis Beeskow-Storkow 1914, S. 88-95 (S. 94 Abbildung der Kindergrabsteine)
- Carl Petersen: Die Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow. Beeskow 1922 (473 S.)
- Erich Schmidt: Unsere Cottbuser Oberkirche. Cottbus 1938, S. 33-34.
- Udo v. Alvensleben: Gebhard XXIII. von Alvensleben und die Herrschaft Beeskow-Storkow. Unveröffentlichtes Manuskript 1938
- Udo v. Alvensleben: Besuche vor dem Untergang. Frankfurt/M.-Berlin 1968, S. 99
- Sylvia Müller: Denkmäler der Liebe. Zeugnisse des Totenkronenbrauchs in der Mark Brandenburg. Berlin Story Verlag, (2007) 64 S.
- Bärbel Arnold, Peter Krüvener: Die Grabplatten der Marienkirche Beeskow. In: Ekkehard Krüger und Dirk Schumann (Hg.); Bürgerstolz und Seelenheil. Geschichte, Architektur und Ausstattung der Beeskower Marienkirche. Studien zur Backsteinarchitektur, Band 5, 1. Auflage Berlin 2012, S. 251-283