Der Truchsesshof in Halberstadt
Das Nicolaikloster im 18. Jahrhundert (bis 1289 Truchsesshof) – Zeichnung von Anco Wigboldus
Zu Füßen der Domburg in Halberstadt, der fürstbischöflichen Residenz benachbart, errichteten die Truchsesse v. Alvensleben gegen Ende des 12. Jahrhunderts einen befestigten Hof. Da sich ein ständiger Wohnsitz bei der Kurie ein Jahrhundert später als nicht mehr notwendig erwies, verkauften sie den Hof der Gräfin Bia von Regenstein, die ihn in ein Dominikaner-Nonnenkloster verwandelte. Die alte, dem heiligen Nikolaus geweihte Hauskapelle gab der neu erbauten Abteikirche wie dem ganzen ,,Nicolaikloster“ den Namen.
Im Bild erblicken wir im Hintergrund die örtliche Situation des 12. Jahrhunderts, die bis heute nahezu unverändert ist. Von den Vorbergen des Harzes überragt, erheben sich auf dem Sockel der Domburgmauern die Altstädter Pfarrkirche St. Martin, der gotische Dom, die Franziskaner-Kirche St. Andreas, die viertürmige Liebfrauenkirche, vormals zu einem Augustiner-Chorherrenstift gehörend, daneben der 1052 erbaute Peterhof, die bischöfliche Residenz, mit der Palastkapelle St. Peter und Notburga. Von hier führt die Peter-Treppe zum Nicolaikloster hinab, das – im Vordergrund – an der Holtemme ,,unter den Weiden“ liegt. Im Mittelalter gehörte Halberstadt zu den schönsten Städten des Reiches. Die Kirche des Nicolaiklosters war einschiffig mit geradem Chorabschluss in gotischen Formen vor Ende des 13. Jahrhunderts errichtet und von einem Dachreiter überhöht. Den größten Teil des Inneren nahm der Nonnenchor ein. Neben den im 18. Jahrhundert umgebauten Klausurgebäuden, die einst den Kreuzgang umschlossen, befindet sich heute noch der alte Wirtschaftshof; östlich davon das nicht mehr vorhandene Stadtgut der Herren v. Stedern-Emersleben.
Nach Aufhebung des Klosters 1810 wurde in der Nicolaikirche 1812 das erste feste Stadttheater eingerichtet, das jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit geschlossen werden mußte. 1945 wurden große Teile der Stadt durch Bomben zerstört, so auch das ehemalige Nicolaikloster. Auf dem Gelände entstanden Neubauten. Der Ostgiebel und Reste einer Außenmauer der Kirche sind noch vorhanden. Vor dem Gelände weist ein Schild auf das ehemalige Nicolaikloster hin.
Die Reste der Kirche im Nicolaikloster