Gebhard XXV. v. Alvensleben
1618-1681 | Magdeburger Geheimer Rat und Verfasser wissenschaftlicher Werke
Er wurde Ende Dezember 1618 als Sohn des kurbrandenburgischen Amtshauptmann Gebhard XXIII. v. Alvensleben(1584-1627) und dessen Frau Christina v. Dieskau (1589-1636) in Beeskow geboren und am 6.1.1619 getauft. Bereits 1627 starb sein Vater. Seine Mutter zog nach Köthen, wo sie am dortigen Hof eine Stelle als Hofmeisterin von Gräfin Sophie zur Lippe, der zweiten Ehefrau des Fürsten Ludwig I. von Anhalt-Köthen, übernommen hatte.
Da die Familie hoch verschuldet war, konnte Gebhard sich zunächst kein Studium leisten. Nach dem Tod seiner Mutter am 7. September 1636 lebte er mehrere Jahre bei seinem Onkel Hans v. Dieskau. Dieser empfahl ihn 1639 an Oberst Jobst Gerhard v. Hertefeld in Küstrin. Dort hatte er Gelegenheit, beim kurbrandenburgischen Hofadvokaten Joachim Müller privat Jura zu studieren.
1643 konnte er sich mit seinem Vetter Christian Ernst v. Alvensleben über das gemeinsame Erbe einigen. Damit erhielt er die materielle Basis, um mit Mathias v. Krosigk am 2. Januar 1644 zu seiner Kavalierstour aufzubrechen. Sie führte ihn durch die Niederlande nach Frankreich, wo er an der Universität in Orléans Sprachunterricht nahm. Auf der Rückreise hielt er sich über ein Jahr an der Universität Leiden auf, u. a. um Spanisch und Italienisch zu lernen. Am 24. Mai 1646 kehrte er wieder nach Hause zurück und fand sein Schloss Neugattersleben zerstört vor. Im darauf folgenden Jahr erhielt er die Stelle eines Assistenten des Administrators von Magdeburg, Herzog August von Sachsen-Weißenfels.
Im selben Jahr wurde er durch Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Der Fürst verlieh ihm den Gesellschaftsnamen „Der Ausjagende“ und das Motto „Verbrannte Feuchtigkeit“. Als Emblem wurde ihm die Thamarinde (Tamarindus indica L.) zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Alvenslebens Eintrag unter der Nr. 479, ebenso das Reimgesetz, welches er anlässlich seiner Aufnahme verfertigt hatte:
Die Thamarinde jagt verbrante feuchtigkeit
Aus unsern leibern weg: Jch ward darumb geheißen
Auch der Ausjagend‘ hier: Also sol man haß, neid
Und unkeusch‘ eitelkeit samt allen lastern reißen
Aus unsers hertzens bett‘ durch einen starcken streit
Des geistes. Jederman mus sich dahin befleißen
Damit des geistes frucht erwachse mit der macht
Die eitelkeit sey stets veracht und in verdacht.
Der Herzog vereidigte Alvensleben am 1. August 1649 als Hof- und Justizrat und schickte ihn zusammen mit Johann Knull zum Nürnberger Exekutionstag, wo er u. a. die Bekanntschaft von Georg Philipp Harsdörffer und Bartholomäus von Wolfsberg machte. 1652 war er zusammen mit Michael König im Auftrag des Herzogs zum Empfang der Regalien in Wien. Es folgten noch weitere diplomatische Reisen, so 1654 nach Oberdeutschland.
Wichtiger als seine diplomatische Tätigkeit war jedoch sein Wirken in der Verwaltung des Erzstifts Magdeburg. 1656 ernannte ihn Herzog August zum Geheimen Rat und übertrug ihm 1659 die Amtshauptmannschaften auf dem Giebichenstein und der Moritzburg in Halle. 1668 zog sich Alvensleben von allen Ämtern zurück und widmete sich nur noch seinen Studien. Neben seinem historischen Werk fand sich in seinem Nachlass auch eine handschriftliche Sammlung von über 2400 Liedern. Er war ein großer Förderer und Nutzer der Alvenslebenschen Familienbibliothek, die sich zu seiner Zeit in Stendal befand.
Gebhard XXV. war mit Agnes v. Rautenberg (1616-1686) verheiratet und hatte mit ihr neun Kinder – unter ihnen der spätere hannoversche Minister Johann Friedrich II. (1657-1728) auf Hundisburg und der Hannoversche Hofrat Karl August I. (1661-1697). Er starb im Alter von 62 Jahren am 1.10.1681 in Neugattersleben.
Wichtigste Werke:
- Topographia oder General-Beschreibung des Primats und Erzstifts Magdeburg. Magdeburg 1655.
- Stemmatographia Alvenslebiana oder Grund- und Ausführliche Beschreibung … derer von Alvensleben. Magdeburg 1656.
Literatur:
- Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Gütern. Dritter Theil. Berlin 1829, S. 171-191.
ADB, Bd. 1 (1875), S. 376-377. - Max Dittmar: Die beiden ältesten Magdeburgischen Topographien. Archiv für Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen. 1893, S.1-39.
- Georg Lorenz: Gebhard von Alvenslebens Topographie des Erzstifts Magdeburg (1655). Dissertation Halle-Wittenberg 1900, Druck von Th. Wulfert, Schönebeck, 65 S.
- NDB, Bd. 1 (1952), S. 232.
- K. Conermann (Hrsg.): Fruchtbringende Gesellschaft. Die Fruchtbringende Gesellschaft geöffneter Erzschrein. Das Köthener Gesellschaftsbuch Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen. 3 Bde., Weinheim 1985.
- Peter-Michael Hahn: Kriegswirren und Amtsgeschäfte. Ferne adlige Lebenswelten um die Mitte des 17. Jahrhunderts im Spiegelbild persönlicher Aufzeichnungen. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 1996, 107 S. (enthält auf S. 22-56 den selbstverfassten Lebenslauf von Gebhard XXV. v. A., auf S. 57-70 Anmerkungen zum Lebenslauf und auf S. 7-21 einen ausführlichen Kommentar des Verfassers.
- Gabriele Ball: Spuren der Fruchtbringenden Gesellschaft in der Altmark unter Berücksichtigung des „Ausjagenden“ Gebhard von Alvensleben (1619-1681). 81. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für Vaterländische Geschichte zu Salzwedel e.V.. Salzwedel 2011, S. 87-107.