Kloster Neuendorf
Das Kloster Neuendorf war im Mittelalter Grablege sowohl der Weißen Linie der Alvensleben in Gardelegen als auch der Schwarzen Linie in Kalbe/Milde. Die Grabmäler der Weißen Linie sind nicht mehr erhalten, wohl aber vier Grabsteine der Schwarzen Linie:
Grabstein für Oda v. Alvensleben, geb. v. Bodendieck (nach 1334) und einer Tochter
Dieser künstlerisch wertvolle Stein galt bis zum Fund des Grabsteins der 1324 verstorbenen Gertrud v. Alvensleben in Kloster Mariental um 1990 als das älteste erhaltene Grabmal der Familie v. Alvensleben – angefertigt in gotischer Ritztechnik. „Der Geist der Hohenstaufenzeit klingt im Stil noch an“ (Udo v. Alvensleben-Wittenmoor). Der untere Rand fehlt und damit auch ein Teil der Jahresinschrift, was eine genaue Datierung unmöglich macht. Dargestellt ist die Verstorbene in ihrer mittelalterlichen Tracht, auf der Brust ein Schild mit dem Alvenslebenschen Wappen. Neben ihr ist ein Kind in ähnlicher Kleidung, das mit beiden Händen ein Buch hält. Oben befinden sich die Wappen von Odas Eltern, und zwar links das Wappen der Bodendieck, rechts das der Familie v. Eimbeck.
Die oben rechts beginnende Umschrift lautet:
ANNO. DMI. MCCC …….A. ODA. DICTA. DE. ALVENSLEVE. ORA(TE PRO E)A.
Oda war die dritte Frau von Albrecht I. v. Alvensleben – 1324, dem Jahr des Erwerbs der Burg Kalbe, urkundlich erwähnt – und damit die erste Burgfrau Alvensleben auf Kalbe. Sie gilt als Empfängerin des Alvenslebenschen Ringes, an den sich die berühmte Ringsage knüpft.
Grabstein für Gebhard XII. v. Alvensleben (+ 1403) und Berta v. Bartensleben
Der Stein wird von Hildebrandt (1868, S. 60/61) wie folgt beschrieben:
„Unter einem gothischen Baldachin erblickt man die Figuren der beiden Verstorbenen in ziemlich rohen Umrissen eingemeißelt. Der Ritter erscheint im Harnisch, doch unbedeckten Hauptes; mit der Linken hält er sein großes Schwert, mit der Rechten einen Dolch. Die Edelfrau ist ähnlich gestaltet wie die Oda (im vorherigen Bild); die Hände hält sie betend unter dem Kinn zusammengelegt. Zu den Füßen der Gestalten sind zwei Wappenschilde angebracht: links von Alvensleben, rechts von Bartensleben.“
Die Umschrift lautet:
Anno. domini – millesimo. cccc. iii. obiit. ghevehardus de alve – s eve. i. die. iohis. an porta. – (d.h. in die Johannis ante portam latinam) ano. dni. m. cccc. …… obiit berta. uxo. eius. q. a. r. i. p. (quorum animae reqiescant in pace.)“
Das Todesdatum von Berta v. Alvensleben fehlt. Daraus ist zu folgern, dass sie ihren Mann überlebte und den Grabstein anfertigen ließ. Nach ihrem Tode hat man dann versäumt, ihr Todesdatum nachzutragen.
Im Kloster Neuendorf befindet sich noch ein gotischer Abendmahlskelch, der von ihr gestiftet wurde.
Grabstein für Achaz I. v. Alvensleben (+ um 1536)
Diesen Stein beschreibt Hildebrandt wie folgt:
„Grabstein Achaz´ I. v. Alvensleben, dessen Figur in voller Rüstung darauf ausgehauen ist. Sein langbärtiges Haupt ist unbedeckt; die Linke ruht am Schwertgriff, während die Rechte eine kürzere dolchartige Waffe hält. In den vier Ecken sind folgende Wappen angebracht: 1) v. Alvensleben 2) v. Blücher (auf dem Helm ein beblätterter Baum.) 3) v. Bülow (Helm ohne Flügel.) 4) v. Preen.
Die Umschrift lautet:
ANNO 15… DEN …… IST DER ERBAR UND – ERNVESTE: ACHATIUS – VON ALVENSLEVEN: ALBRECHTES SELIGER SON – CHRI – TLICH IM HERREN ENT – SLAFFEN – SEINS ALTERS IM ….“
Die Sterbedaten fehlen, was darauf hindeutet, dass der Stein schon zu seinen Lebzeiten angefertigt wurde. Das angegebene Todesjahr ist nicht sicher. Der Grabstein für seine Frau Antonia v. Mahrenholtz (+ 1534) steht in der Nicolaikirche in Kalbe/Milde.
Grabstein für Anna v. Alvensleben (+ 1545)
Sie war eine Tochter von Achaz I. v. A. und der Antonia v. Mahrenholtz und Conventualin des Klosters Neuendorf. Hildebrandt gibt folgende Beschreibung:
„In der Mitte sieht man die Figur der Jungfrau in langem Kleide mit über der Brust gefalteten Händen; die Haare wallen von dem unbedeckten Haupte lang herab. In der linken Oberecke befindet sich ein Crucifix, zu welchen ihr betender Blick gerichtet ist; die beiden unteren Ecken enthalten die Wappen derer von Alvensleben und von Mahrenholz.“
Die Umschrift, welche in zwei Zeilen oben und zu beiden Seiten des Steines hinläuft, lautet:
ANNO 1545 AM TAGE ANTONII WELCHER IST – DER (17.) JANVARII IST DIE – ERBARE VND VIEL TVGENTSAME JVNG – FRAW ANNA V. ALVENSLEVE ACHATII S: TOCH – TER CHRISTLICH IM – HERREN ENTSLAFFEN IHRES ALTERS IN … -“
Die Altersangabe fehlt und war offenbar nicht genau bekannt. Da ihre Mutter laut Inschrift ihres Grabsteins in Kalbe/Milde 1534 im Alter von 32 Jahren starb, dürfte Anna v. A. bei ihrem Tode nur etwa 20 – 25 Jahre alt gewesen sein. Sie hatte zwei Brüder, Reimar I. (1529-1568), Albrecht VIII. (1531-1564), deren Grabsteine in Rogätz stehen bzw. standen.
Literatur
- Ad. M. Hildebrandt: Die Grabsteine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark. Gardelegen 1868, S. 58-68
- Paul Pflanz: Von alten Grabsteinen in der Kirche zu Kloster Neuendorf. „Lieb‘ Heimatland“. Monatsbeilage des Gardelegener Stadtanzeigers. 3. Jahrg., Nr. 2, November 1927
- Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Grabmäler der Herren v. Alvensleben. Unveröffentlichtes Manuskript 1957, 32 S.