Ostrometzko

Ostrometzko 1914 - Zeichnung von Anco Wigboldus

Ostrometzko 1914 – Zeichnung von Anco Wigboldus

Mit zwei Schlössern und Kirchen weithin sichtbar, liegt Ostrometzko auf einem bewaldeten Höhenzug, von der Weichsel im weiten Halbkreis umflossen. Zwischen Warschau und Danzig bildet der Strom hier unterhalb Thorns, gegenüber der Stadt Bromberg und der Brahemündung, eine scharfe Biegung, das ,,Weichselknie“. Unberührtheit und großzügige Schönheit der Landschaft sind, ob zu polnischer, ob zu preußischer Zeit, immer gerühmt worden. Die Herrschaft lag im Culmer Land, dem ältesten Kerngebiet des Deutschordensstaates. 1410-1773 gehörte sie zum Königreich Polen, 1773-1919 zu Preußen (damals zur Provinz Westpreußen, während das gegenüber liegende Weichselufer ein Teil der Provinz Posen war), seit 1919 wieder zu Polen.

Trotz der geographisch wichtigen Lage ist geschichtlich über Ostrometzko wenig bekannt bis auf die Tatsache, dass es ein polnisches Geschlecht dieses Namens gegeben hat. 1804, bald nach der letzten Teilung Polens, erwarben die aus Böhmen stammenden Herren v. Schönborn, seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Westpreußen ansässig, Ostrometzko, das mit weiteren Besitzungen in den Kreisen Straßburg, Löbau und Graudenz ein Fideikommiss bildete. Durch Heirat (1873) ging die Herrschaft an die Alvensleben über und blieb bis 1915 mit Erxleben II vereinigt. Großzügiges Unternehmertum und eine vorzügliche Verwaltung ließen hier in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg Industrien entstehen und den Besitz zu einem der größten Westpreußens anwachsen. Außerordentliche Hilfsbereitschaft und unermüdlicher Einsatz im öffentlichen Interesse zeichneten den Komtur des Deutschherrenordens Grafen Albrecht v. Alvensleben-Schönborn aus, der einen erblichen Sitz im preußischen Herrenhaus innehatte und Kaiser Wilhelm II. in Ostrometzko empfing.

Im Frieden von Versailles 1919 fiel die Herrschaft an Polen. Trotz der Bodenreform blieb umfangreicher Besitz erhalten. Nach dem deutschen Einmarsch 1939 wurde der letzte Fideikommissherr durch nationalsozialistische Instanzen interniert und sein Eigentum beschlagnahmt. 1945 fiel Ostrometzko an das kommunistisch regierte Polen.

Das ,,Alte Schloss“, ein polnisches Starostenpalais, war von einem Warschauer Architekten im 18. Jahrhundert errichtet worden und zeigte die unter der sächsischen Dynastie von Dresden nach Polen übertragene Bauweise Pöppelmanns und Longuelunes. Mit dem polnischen Adler bekrönt, erinnerte das geschweifte Kuppeldach an das zerstörte Palais Sulkowski in Warschau. Der schmale, hohe Bau, innen und außen elegant gegliedert, bekrönte – im Zentrum barocker Parkanlagen weiß leuchtend – den Höhenzug über der breiten, einst von starkem Schiffsverkehr belebten Weichsel. Terrassen, von gestutzten Alleen flankiert, senkten sich zu einem alten Flussarm hinab.

Bewohnt wurde das ,,Neue Schloss“, ein spätklassizistischer Bau Stülers, des Schöpfers der Berliner Schlosskuppel, ergänzt durch Erweiterungsbauten, die der wachsende Raumbedarf notwendig machte. Die von Culm kommende Provinzialstraße führte in langer, schnurgerader Allee auf das Hauptportal zu. Über eine ornamental bepflanzte Terrasse und enorme Rasenflächen hinweg, blickte man durch Parkwald-Kulissen in das Weichseltal hinab. Die Anlagen gingen mit einem Damwildgehege in unendliche Waldungen über und vermittelten jenen Eindruck von Weite, wie ihn in Europa nur der Osten kennt.

Neues Schloss Ostrometzko- Vorderfront - 1995

Neues Schloss Vorderfront 2009

Parkseite 1987

Parkseite 2009

Altes Schloss 1987
Altes Schloss 1987

Neues Schloss Seitenansicht und Blick zur Weichsel 1920 

Altes Schloss 1987

Altes Schloss 1920 

Altes Schloss heute 

Literatur

  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor : Alvenslebensche Burgen und Schlössser. Dortmund 1960

  • Isabella Woldt und Tadeusz J. Zuchowski (Hg): Im Schatten von Berlin und Warschau. Adelssitze im Herzogtum Preußen und Nordpolen 1650-1850. – S. 225-252 Ostrometzko. Wandlungen der Schlossarchitektur vom 18. bis 20. Jahrhundert und ihre kommunikative Funktion von Maciej Jarzewicz, Viola Krizak. Verlag Dietrich Reimer, Berlin 2010.