Rusteberg
Das Gut Rusteberg im Kreis Heiligenstadt – etwa 15 km südlich von Göttingen gelegen – wurde 1879 von Georg v. Alvensleben (1844-1915) aus dem Hause Hundisburg erworben und blieb bis zur Bodenreform 1945 im Besitz der Familie. Sein einziger Sohn Hans-Karl (*1889) fiel 1917 im Ersten Weltkrieg. Georgs Witwe Frieda, geb. Wägner (1874-1941) bewirtschaftete den Betrieb bis zu ihrem Tode. Hans-Karls Witwe Margarethe, geb. Wiederhold (*1894) lebte noch bis 1991. Ihre einzige Tochter Adelgunde, die erst drei Monate nach dem Tod des Vaters geboren wurde, arbeitete als selbständige Buchhändlerin in Rotenburg/Fulda und starb dort 1975. Sie war die letzte Alvensleben aus dem Hause Hundisburg.
Udo v. Alvensleben-Wittenmoor besuchte den Rusteberg am 13.5.1938 und schilderte seine Eindrücke wie folgt:
„Auf dem Rusteberg empfängt mich die alte Frau v. Alvensleben, die dort allein lebt und den Hof bewirtschaftet. Es ist einer der schönsten Punkte Mitteldeutschlands, dieses große barocke Herrenhaus mit einer nach Süden vorgelagerten Terrasse und den mansarden-gedeckten Nebengebäuden, alles in verputztem Sandstein mit alten Ziegeldächern. Ein steiler Weg führt aus dem Tal zu dem weithin sichtbaren Kegel hinauf. Durch das Torhaus betritt man den Hof, auf dem, ebenso wie auf der Terrasse, aus Salzdahlum stammende Vasen stehen. Das Haus liegt auf halber Höhe des Berges, auf dessen Gipfel die Ruine der kurmainzischen Burg zu sehen ist, die Statthaltersitz und Verwaltungszentrum war. Geistliche Herren haben den heutigen Rusteberg angelegt, mit würdevollen Räumen und prunkhaft geschnitzter Eichentreppe. Georg Alvensleben aus dem Hause Hundisburg erwarb diesen Wohnsitz für seine englische Frau. Helle Mittagssonne strahlt glühend auf der Terrasse, als wir das riesige Landschaftsrund betrachten, das vom Harz über Thüringer Wald und Meißner bis zu den Weserbergen reicht. Tief eingeschnitten liegen die Täler des Eichsfeldes, auf den Höhen der Hanstein und andere Werraburgen. Dieselbe Aussicht aus allen Fenstern. Die würdige, gut aussehende Frau hat wie ein rocher de bronze alle Stürme der Zeit und des Lebens überdauert, zäh den schönen Besitz den Nachkommen erhaltend.“
(Quelle: Alvensleben/Königswald, Besuche vor dem Untergang, Ullstein 1968, S. 135).
Literatur:
- Georg v. Alvensleben-Rusteberg: Bilder vom Eichsfeld – frei zusammengestellt nach Urkunden und alten Sagen. Göttingen 1892, 91 S.
- Alvensleben/Königswald, Besuche vor dem Untergang, Ullstein 1968, S. 135.