Tankow

Tankow

Tankow 1938 – Zeichnung von Anco Wigboldus

Tankow gehört zu den geschichtlich interessantesten Plätzen der Neumark, die ab 1233 durch die Markgrafen von Brandenburg und den Tempelorden deutsch kolonisiert worden ist. Um 1303 baute der Landesherr, ein Askanier, in Tankow eine Burg. Deren beste Zeit brach 1319 an, mit der Übernahme durch Ludwig von Wittelsbach, den Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern. Markgraf Ludwig und seine Nachkommen residierten häufig in Tankow, urkundeten dort und bejagten die Waldungen ringsum. 1347 erhoben sie die Siedlung vor der Burg zur Stadt und befestigten sie. Von hier aus gewannen die Wittelsbacher die nach Auftreten des ,,falschen Waldemar“ abgefallenen östlichen Teile der Mark zurück. 1334 zog Elisabeth, Tochter König Kasimirs von Polen, als Landesherrin in Tankow ein. 1364 folgte Katharina von Böhmen, Tochter Kaiser Karls IV., die Schloss und Stadt als Leibgedinge erhielt, beide Gemahlinnen von Wittelsbachern. Hier erfolgte 1368 die Belehnung der Alvensleben mit der neumärkischen Grenzburg Schwachenwalde. 1401 fiel die Neumark an den Deutschritter-Orden. Um dieses Land entbrannte dessen Kampf gegen Polen, der mit der entscheidenden Niederlage bei Tannenberg 1410 endete. 1455 gewannen die Hohenzollern-Kurfürsten die Neumark für Jahrhunderte zurück. 1465 belehnten sie die Herren v. Papstein mit Tankow, die sich bis 1803 hier behaupteten.

Im Soldiner Vertrag 1529 erscheint der Ort nicht mehr unter den neumärkischen Städten. Die Befestigungen verfielen. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ Ruinen und Friedhofsruhe. 1758 verwüsteten Russen die Neumark, 1778 fielen polnische Räuberbanden ein, 1806-1813 erfolgten französische Durchmärsche, verbunden mit harten Kontributionen.

1820 erwarben die Herren v. Brand-Lauchstädt, ein geschichtlich verdienstvolles Geschlecht, die Herrschaft Tankow. Der Domherr Camillus v. Brand (gest. 1857) ließ die markgräfliche Burg um 1830 abbrechen und errichtete an anderer Stelle ein neues Schloss. Darin empfing er die Monarchen von Preußen und Russland, die hier ihre Fahrt zwischen Berlin und Petersburg unterbrachen. Das klassizistische Tankower Stadtpalais in der Bendlerstraße zu Berlin wurde bis zur Enteignung für Hitlers Achsendurchbrüche 1941 durch die Besitzer bewohnt.

Zweimal durch Heirat übertragen, gelangte Tankow nach Aussterben der Familie v. Erxleben 1933 an die Alvensleben. Wichard v. Alvensleben (1902-1982) hatte die letzte Besitzerin Cora v. Erxleben geheiratet. Bis dahin hatte der weiße, von uralten Eichen umstandene Schlossbau von 1830 lange Zeit nur periodisch als Wohnsitz gedient. Nun zog neues Leben ein. Die Lage auf der Halbinsel eines großen Sees erinnerte an jene des friderizianischen Rheinsberg und zählt zu den schönsten im östlichen Brandenburg. Tankows Wälder umschlossen viele Wasserflächen und bildeten mit ihrem Wildreichtum eine einsame Urlandschaft. Jagden hatten hier noch den großen Stil alter Zeiten.

Das Schloss, um einen durch zwei Stockwerke reichenden Saal herumgebaut, besaß eine barock-klassizistische Einrichtung, viele Bildnisse und niederländische Gemälde des 17. Jahrhunderts. Von 1860 bis 1933 wechselte das Bild der Räume nicht. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden die Kronleuchter mit Kerzen besteckt: elektrisches Licht war nicht geschätzt. 1945, beim Einmarsch der Sowjets, fand die Gutsherrin mit ihrer engeren Umgebung den Tod. Das Schloss ging mitsamt ihrem Bildnis von der Hand Leo v. Koenigs und allem, was sich in den Räumen befand, durch Feuer zugrunde.

Anco Wigboldus schuf 1938 in Tankow zwei Vogelschau-Ansichten, die 1945 dort verbrannt sind.  Die hier abgebildete Ansicht stellte das Herrenhaus von 1830 mit seinen Umgebungen, Orangerie, Wirtschaftshöfen, Kirche und Park im Zustand von 1938 dar.

Schloss (1945 abgebrannt)

Schloss (1945 abgebrannt)

Tankow - Blick auf das Schloss

Tankow – Blick aus dem Park

Tankow - Kirche und Park

Tankow – Kirche und Park

Seegenfelde bei Tankow 1930

Seegenfelde bei Tankow 1930

Vasen in Schloss Tankow - mit Bild vom Schloss,

Vasen in Schloss Tankow – eine Seite mit Bild vom Schloss

Vasen in Schloss Tankow - mit Wappen Erxleben und Brand

Vasen in Schloss Tankow – andere Seite mit Wappen Erxleben und Brand

Schloss Tankow - Innenaufnahme

Schloss Tankow – Saal

Literatur

  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor : Alvenslebensche Burgen und Landsitze. Dortmund 1960
    Edward Rymar: Tankow/Dankow im Wandel der Geschichte . Strzelce Krajenskie 2009 (119 S.)

Tankow-Sage